Pressemitteilung
Neue VISTA-Aufnahme der Großen Magellanschen Wolke
13. September 2019
Das VISTA-Teleskop der ESO zeigt ein bemerkenswertes Bild der Großen Magellanschen Wolke, einem unserer nächsten galaktischen Nachbarn. VISTA hat diese Galaxie und ihre Schwester, die Kleine Magellansche Wolke, sowie ihre Umgebung in noch nie dagewesenen Details untersucht. Diese Untersuchung ermöglicht es Astronomen, eine große Anzahl von Sternen zu beobachten, was neue Möglichkeiten eröffnet, die Sternentwicklung, die Dynamik von Galaxien und variable Sterne zu untersuchen.
Die Große Magellansche Wolke (engl. LMC: Large Magellanic Cloud, kurz LMC), gehört mit einer Entfernung von nur 163.000 Lichtjahren zu unseren nächsten galaktischen Nachbarn. Mit ihrer Schwester, der Kleinen Magellanschen Wolke, zählt sie zu den nächstgelegenen Zwergsatellitengalaxien. Die LMC ist auch die Heimat verschiedener Sternsammlungen und ein ideales Labor für Astronomen, um die Prozesse zu untersuchen, die Galaxien formen.
Das VISTA-Teleskop der ESO beobachtet diese beiden Galaxien seit einem Jahrzehnt. Das heute präsentierte Bild ist das Ergebnis einer der vielen Untersuchungen, die Astronomen mit diesem Teleskop durchgeführt haben. Das Hauptziel des VISTA Magellanic Clouds Survey (VMC) war es, die Sternentstehungsgeschichte der Großen und Kleinen Magellanischen Wolken sowie deren dreidimensionale Strukturen zu erfassen.
VISTA war der Schlüssel zu diesem Bild, weil es den Himmel in den Wellenlängen des Lichts des nahen Infrarots beobachtet. Dies ermöglicht es ihm, durch Staubwolken zu sehen, die Teile der Galaxie verdunkeln. Diese Wolken blockieren einen großen Teil des sichtbaren Lichts, sind aber bei den längeren Wellenlängen transparent, für die VISTA entwickelt wurde. Dadurch sind viel mehr der einzelnen Sterne, die das Zentrum der Galaxie bevölkern, deutlich sichtbar. Astronomen analysierten etwa 10 Millionen Einzelsterne in der Großen Magellanschen Wolke im Detail und bestimmten ihr Alter mit Hilfe modernster Sternmodelle [1]. Sie fanden heraus, dass jüngere Sterne mehrere Spiralarme in dieser Galaxie nachzeichnen.
Seit Jahrtausenden faszinieren die Magellanschen Wolken die Menschen in der südlichen Hemisphäre, aber sie waren den Europäern bis ins Zeitalter der Entdeckung weitgehend unbekannt. Der Name, den wir heute verwenden, geht auf den Entdecker Ferdinand Magellan zurück, der vor 500 Jahren die erste Umrundung der Erde begann. Die Aufzeichnungen, die die Expedition nach Europa mitbrachte, offenbarten den Europäern zum ersten Mal viele Orte und Dinge. Der Geist der Erforschung und Entdeckung wird heute immer lebendiger in der Arbeit von Astronomen auf der ganzen Welt, einschließlich des VMC Survey Teams, dessen Beobachtungen zu diesem beeindruckenden Bild der LMC führten.
Endnoten
[1] Sternenmodelle ermöglichen es Astronomen, Leben und Tod von Sternen vorherzusagen und geben Einblicke in Eigenschaften wie Alter, Masse und Temperatur.
Weitere Informationen
Die in diesem Bild gezeigten Sterne wurden in dem Artikel "The VMC Survey - XXXIV. Morphology of Stellar Populations in the Magellanic Clouds" diskutiert, der in der Zeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society erscheint.
ESO ist die führende zwischenstaatliche astronomische Organisation in Europa und mit Abstand das produktivste bodengebundene astronomische Observatorium der Welt. Sie hat 16 Mitgliedstaaten: Österreich, Belgien, die Tschechische Republik, Dänemark, Frankreich, Finnland, Deutschland, Irland, Italien, die Niederlande, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich sowie der Gaststaat Chile und Australien als strategischer Partner. Die ESO führt ein ehrgeiziges Programm durch, das sich auf die Planung, den Bau und den Betrieb leistungsfähiger bodengebundener Beobachtungseinrichtungen konzentriert, die es Astronomen ermöglichen, wichtige wissenschaftliche Entdeckungen zu machen. Die ESO spielt auch eine führende Rolle bei der Förderung und Organisation der Zusammenarbeit in der astronomischen Forschung. ESO betreibt drei einzigartige Weltklasse-Beobachtungsstätten in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Am Paranal betreibt die ESO das Very Large Telescope und sein weltweit führendes Very Large Telescope Interferometer sowie zwei Durchmusterungsteleskope: VISTA arbeitet im Infrarotbereich und das VLT Survey Telescope im sichtbaren Bereich. Ebenfalls am Standort Paranal wird die ESO das Cherenkov Telescope Array South, das weltweit größte und empfindlichste Gammastrahlenobservatorium, betreuen und betreiben. ESO ist auch ein wichtiger Partner in zwei Anlagen auf Chajnantor, APEX und ALMA, dem größten existierenden astronomischen Projekt. Auf dem Cerro Armazones, in der Nähe des Paranal, baut die ESO das 39 Meter große Extremely Large Telescope (ELT), welches „das größte Auge der Welt mit Blick in den Himmel“ sein wird.
Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.
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Über die Pressemitteilung
Pressemitteilung Nr.: | eso1914de-ch |
Name: | Large Magellanic Cloud |
Typ: | Local Universe : Galaxy : Type : Irregular |
Facility: | Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy |
Instruments: | VIRCAM |
Science data: | 2019MNRAS.490.1076E |