Ein Turm voller Spiegel

Auf diesem Bild der Woche erhebt sich der zentrale Spiegelturm des Extremely Large Telescope (ELT) der ESO vor dem blauen chilenischen Himmel. Mit der Größe eines dreistöckigen Gebäudes sieht der Turm selbst schon beeindruckend aus, aber er ist nur ein kleiner Teil der Gesamtkonstruktion des ELT.

Dieses Gerüst wird drei der fünf Spiegel des ELT tragen, die alle unterschiedliche Formen und Größen haben: M3 (am unteren Ende des Turms), M4 (am oberen Ende) und M5 (in der Mitte). Zusammen leiten sie das Licht, das das Teleskop aus dem Weltraum einfängt, zu den Instrumenten, die die Bilder und Daten erfassen. In diesem Video können Sie sehen, wie das Licht durch das Teleskop läuft.

M4 an der Spitze des Turms wird der größte jemals gebaute Spiegel für adaptive Optik sein. Seine Oberfläche kann bis zu 1000 Mal pro Sekunde verformt werden, um atmosphärische Turbulenzen und mögliche Vibrationen, die durch die rotierende Teleskopstruktur oder starke Winde verursacht werden, auszugleichen. Dies ist entscheidend, um die scharfen Bilder zu liefern, die in der heutigen Forschung benötigt werden.

M5 in der Mitte des Turms wird das Licht auf die wissenschaftlichen Instrumente an der Seite des Teleskops umlenken. Dieser kipp- und schwenkbare Spiegel kann bis zu 10 Mal pro Sekunde bewegt werden, um die Bilder zu stabilisieren.

Da der Turm mit den drei Spiegeln in der Mitte der Hauptspiegelzelle des ELT angebracht wird, muss er leicht genug sein, um die Spiegelstruktur nicht zu verformen. Gleichzeitig muss der Rahmen steif genug sein, um zu gewährleisten, dass sich der Turm unter seinem Gewicht nur minimal verbiegt, wenn das Teleskop gekippt wird. Und dabei soll er auch noch so offen sein, dass der Wind ungehindert durch den Turm strömen kann, damit sich keine Lufttaschen bilden können, die die Bilder verzerren könnten. Ein heikles Gleichgewicht und eine wahre Meisterleistung der Ingenieurskunst!