Unser nächster Nachbarstern, jetzt Live!

Am Himmel über dem La-Silla-Observatorium der ESO erstrahlt das Kreuz des Südens, gleich rechts neben dem dänischen 1,54-Meter-Teleskop, und am rechten unteren Bildrand funkeln zwei Sterne im tiefschwarzen Nachthimmel. Von rechts nach links sind das Alpha und Beta Centauri. Alpha Centauri ist ein Mehrfachstern und zugleich das der Erde am nächsten stehende Sternsystem.

Etwas näher zur Erde als die hellen Mitglieder von Alpha Centauri, und für das bloße Auge unsichtbar, steht Proxima Centauri, der dritte Stern dieses Mehrfachsystems. Es ist unser allernächster Nachbar mit einer Entfernung von nur 4,2 Lichtjahren. Bisherige Beobachtungen haben vielversprechende, wenngleich noch wage Hinweise auf einen kleinen Begleiter geliefert, der diesen roten Zwergstern umkreist. Mit einer Beobachtungskampagne, die im Januar 2016 begann, will man nun eine genauere Suche nach den verräterischen Pendelbewegungen in der Bahn des roten Zwergs vornehmen, die die Anwesenheit eines erdähnlichen Planeten verraten könnten: Die Pale Red Dot-Kampagne (dt.: schwacher roter Punkt).

HARPS, der High Accuracy Radial velocity Planet Searcher, der am 3,6-Meter-Teleskop auf La Silla installiert ist, wird die meisten Beobachtungen auf der Suche nach dem neuen Planeten durchführen. Messungen von HARPS werden dann durch Beobachtungen am Las Cumbres Observatory Global Telescope Network (LCOGT) und am Burst Optical Observer and Transient Exploring System (BOOTES) ergänzt werden.

Die Pale Red Dot-Kampagne wird der Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, die wissenschaftlichen Beobachtungen fast zeitgleich mitzuverfolgen und mit Hintergrundartikeln und Meldungen in den Sozialen Medien auch einen Blick hinter die Kulissen einer Planetensuche gestatten. Eine Reihe von Blog-Einträgen über verschiedenste Themen – wie die Technik der Planetensuche, dem European Extremely Large Telescope (E-ELT) der ESO, und dem Lebenszyklus von Sternen – sind geplant. Sie werden von Wissenschaftlern und Ingenieuren der beteiligen Observatorien sowie Wissenschaftsjournalisten, Beobachtern und anderen Experten dieses Fachgebietes verfasst werden.