Elektronische Datenverarbeitung bei der ESO im Wandel der Zeiten – der erstaunliche Fortschritt von Technologie
Die ESO wird in diesem Jahr 50 Jahre alt, und um dieses wichtige Jubiläum zu feiern, werfen wir einen Blick in unsere Vergangenheit. Während des gesamten Jahres wird einmal pro Monat ein spezielles „Damals und Heute“-Bild der Woche illustrieren, wie sich die Dinge auf La Silla, am Paranal-Observatorium, in den ESO-Büros in Santiago de Chile und am Hauptsitz der ESO in Garching bei München über die Jahrzehnte verändert haben.
Unser Fotovergleich zeigt diesen Monat wie die Computerleistung bei der ESO über die Jahre dramatisch angestiegen ist. Beide Fotos zeigen den österreichischen Astronomen Rudi Albrecht vor Computersystemen der ESO, aber zu Zeitpunkten, die Jahrzehnte auseinanderliegen
Im historischen Bild, aufgenommen im Jahr 1974 im ESO-Gebäude in Santiago de Chile, können wir Albrecht mit einem Stift in der Hand und beim Studium von Code vor einem Fernschreiber sehen. Er arbeitete damals an einer Software für den Spektralscanner am 1-Meter-Teleskop der ESO [1] am La-Silla-Observatorium. Die Daten wurden in Santiago auf einem Hewlett Packard 2116 Minicomputer verarbeitet, der hinter dem Drucker zu sehen ist. Der massige Computer mit einem Einzelprozessor und atemberaubenden 16 Kilobyte an Magnetkernspeicher(!) speichert das Resultat zur Weiterverarbeitung für die Gast-Astronomen an ihren Heimatinstituten auf Magnetband. Um Dateigrößen auf dem Magnetband zu handhaben, die größer als der verfügbare Speicher waren, entwickelte Albrecht ein virtuelles Speichersystem, das er dem Hewlett Packard Software Center spendete.
Das heutige Foto zeigt Albrecht im Datenzentrum des ESO-Hauptsitzes in Garching bei München, das die Daten von ESO-Teleskopen archiviert und verteilt. Er steht vor einem Computer-Rack mit einem System von 40 Prozessorkernen, 138 Terabyte Speicherkapazität und 83 Gigabytes Hauptspeicher – über 5 Millionenmal mehr als in der Maschine, die er 1974 benutzt hatte. Sogar das Tablet, das er in der Hand hält, übertrifft die alte Maschine und bietet eine moderne Alternative für Papier und Bleistift.
Über die Jahre haben sich die Computersysteme der ESO weiterentwickelt, um die Flut von wissenschaftlichen Daten von den Observatoriumsteleskopen zu bewältigen. Fortschritte bei den Teleskopen, den Detektoren und der Computertechnologie bedeuten, dass Observatorien nun massenhaft Bilder, Spektren und Katalogdaten produzieren. Zum Beispiel produzieren die beiden Durchmusterungsteleskope am Paranal, das VST und VISTA, gemeinsam über 100 Terabytes an Daten pro Jahr. Das ist ein weiter Weg von den Tagen mit Magnetbändern und 16 Kilobyte Speicher!
Endnote
[1] Das 1-Meter-Teleskop wurde 1994 stillgelegt.
Herkunftsnachweis
ESO
Über das Vergleichsbild
ID: | potw1223a |
Veröffentlichungsdatum: | 4. Juni 2012 10:00 |