Mitteilung
ESA/ESO-Kollaboration verfolgt erfolgreich das erste potenziell gefährliche erdnahe Objekt
21. Januar 2014
Die europäische Weltraumagentur ESA und die ESO haben erfolgreich die erste Kampagne zum Wiederauffinden erdnaher Objekte (engl. Near-Earth Objects, kurz NEOs) im Rahmen einer neuen Kollaboration durchgeführt. Bisher gehörte der Asteroid 2009 FD zu den Top 5 auf einer Liste der gefährlichsten Objekte. Neue Beobachtungen mit dem Very Large Telescope (VLT) der ESO haben nun gezeigt, dass es sehr viel unwahrscheinlicher als bisher befürchtet ist, dass er die Erde trifft [1].
NEOs sind Asteroiden oder Kometen, die bei der Umrundung der Sonne der Umlaufbahn der Erde sehr nah kommen. Mehr als 600.000 Asteroiden sind im Sonnensystem bekannt und mehr als 10.000 von ihnen sind NEOs. Ihre Größen reichen von einigen Metern bis zu einigen Dutzend Kilometern. Einige NEOs könnten unseren Planeten treffen und würden dabei, abhängig von ihrer Größe, einen nicht unbeträchtlichen Schaden anrichten. Während die Wahrscheinlichkeit dass ein großes Objekt die Erde trifft sehr klein ist, könnte es aber ein hohes Maß an Verwüstung und Zerstörung hervorrufen.
Die neue Kooperation zwischen der ESA und der ESO findet im Rahmen der globalen Bemühungen der Vereinten Nationen und dem Ausschuss der Vereinten Nationen für die friedliche Nutzung des Weltraums (UNCOPUOS, Committee on the Peaceful Uses of Outer Space) statt. Als Folge des Chelyabinsk-Ereignisses in Russland vom letzten Februar ist ein erhöhtes Interesse an globalen Maßnahmen für die NEO-Problematik vorhanden. Das UNCOPUOS-Aktionsteam, zu dem auch die ESO gehört, hat vorgeschlagen, als internationale Antwort auf die Gefahr eines NEO-Einschlags ein internationales Asteroiden-Warnnetzwerk zu bilden, was von der UN-Generalversammlung im Oktober 2013 angenommen wurde.
Die einzigartigen Möglichkeiten der ESO sehr lichtschwache (aber dennoch bedrohliche) NEOs zu beobachten, ergänzt sich mit den Bemühungen der ESA solche Objekte zu entdecken und zu verfolgen. Durch neue Beobachtungen des Asteroiden 2009 FD, die mit dem 8,2-Meter Very Large Telescope auf dem Cerro Paranal in Chile durchgeführt wurden, konnten neue Positionsbestimmungen in guter Qualität durchgeführt werden. Diese Daten wurden an das Minor Planet Center der Internationalen Astronomischen Union weitergeleitet, das für die Sammlung von Beobachtungsdaten von Kleineplaneten zuständig ist. Sowohl das europäische NEODyS-System als auch das JPL-basierte Sentry-System haben aufgrund der neuen VLT-Beobachtungen neue Berechnungen der Umlaufbahn und der Einschlagswahrscheinlichkeit durchgeführt.
Die NEO-Abteilung der Weltraumlageerfassung (engl. Space Situational Awareness, kurz SSA) der ESA koordiniert und kombiniert die Informationen unterschiedlicher Quellen und analysiert diese, um ein mögliches Auftreffen solcher Objekte auf der Erde vorherzusagen. Außerdem werden die Gefahren abgeschätzt und mögliche Entschärfungsvarianten analysiert, wie beispielsweise die Ablenkung eines bedrohlichen Asteroiden.
Die erfolgreichen Beobachtungen von 2009 FD haben gezeigt, dass der Zugang zu solch großen Teleskopen wie dem VLT große Möglichkeiten für das NEO-Koordinationszentrum mit sich bringt. Auf diese Weise können sehr genaue Positionsbestimmungen sehr lichtschwacher Objekte [2] erhalten werden, die ausschließlich durch die Verwendung der größten Teleskope ermöglicht werden.
Endnoten
[1] Der hiermit verbundene Wert ist auf der Palermoskala somit fast um einen Faktor zehn auf einen Wert von -2,6 gesunken (von ursprünglich -1,8 auf einer logarithmischen Skala). Die Berechnungen zeigen, dass immer noch eine minimale Wahrscheinlichkeit für einen Einschlag zwischen den Jahren 2185 und 2198 besteht.
[2] Bis zu einer visuellen Magnitude von 26,5.
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Weitere Informationen
Die Beobachtungen wurden von den Paranal-Mitarbeitern im Auftrag des Teams durchgeführt, zu dem Olivier Hainaut (ESO), Detlef Koschny (ESA) und Marco Micheli (NEOCC-Team, ESA/Serco) gehörten.
Kontaktinformationen
Detlef Koschny
Leiter des NEO Segment, SSA Programme Office
ESA/ESTEC, Noordwijk, Niederlande
Tel: +31 71 565 4828
E-Mail: detlef.koschny @esa.int
Olivier R. Hainaut
ESO Astronomer
Garching bei München
Tel: +49 89 3200 6752
Mobil: +49 151 2262 0554
E-Mail: ohainaut@eso.org
Richard Hook
ESO, Public Information Officer
Garching bei München
Tel: +49 89 3200 6655
Mobil: +49 151 1537 3591
E-Mail: rhook@eso.org
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ID: | ann14004 |