Pressemitteilung
Die merkwürdigen Strukturen im Saturnnebel
27. September 2017
Der eindrucksvolle Planetarische Nebel NGC 7009, auch Saturnnebel genannt, zeichnet sich vor dem dunklen Himmelshintergrund wie eine Ansammlung seltsam geformter Blasen ab, die in prächtigem Pink und Blau erstrahlen. Dieses farbenfrohe Bild wurde im Rahmen von Beobachtungen zur erstmaligen Kartierung des Staubs in einem Planetarischen Nebel mit dem leistungsfähigen MUSE-Instrument am Very Large Telescope (VLT) der ESO aufgenommen. Die Karte – die eine Fülle komplexer Strukturen wie Schalen, einen Halo und ein merkwürdiges wellenartiges Merkmal im Staub zutage bringt – soll Astronomen helfen, zu verstehen, wie Planetarische Nebel ihre seltsamen Formen und Symmetrien entwickeln.
Der Saturnnebel liegt etwa 5000 Lichtjahre entfernt im Sternbild Wassermann (lat. Auarius). Sein Name leitet sich von seiner sonderbaren Gestalt ab, da er aussieht, als würde man den Ringplaneten Saturn von der Seite aus betrachten.
Tatsächlich haben Planetarische Nebel jedoch nichts mit Planeten zu tun. Der Saturnnebel war ursprünglich ein Stern mit niedriger Masse, der sich am Ende seines Lebens zu einem Roten Riesen entwickelte und seine äußeren Schichten abzustoßen begann. Diese Materie wurde durch starke Sternwinde weggeblasen und durch ultraviolette Strahlung angeregt, die aus dem zurückgebliebenen heißen stellaren Kern stammt, wodurch ein zirkumstellarer Nebel aus Staub und hellem, farbigem heißen Gas entstanden ist. Sichtbar ist auch der Zentralstern im Herzen des Saturnnebels, der dem Untergang geweiht ist und sich bereits zu einem Weißen Zwerg entwickelt [1].
Um besser verstehen zu können, warum planetarische Nebel solch merkwürdige Formen annehmen, untersuchte ein internationales Astronomenteam unter der Leitung von Jeremy Walsh von der ESO mit dem Multi Unit Spectroscopic Explorer (MUSE) den staubigen Schleier des Saturnnebels. MUSE ist ein Instrument, das an einem der vier Hauptteleskope des Very Large Telescope am Paranal-Observatorium der ESO in Chile angebracht ist. MUSE erzeugt nicht nur ein Bild, sondern sammelt für jeden einzelnen Punkt im Bild auch Informationen über das Spektrum – also den Farbbereich – des Lichts des Objekts.
Das Team nutzte MUSE, um die ersten detaillierten optischen Karten für die Verteilung von Gas und Staub innerhalb eines Planetarischen Nebels anzufertigen [2]. Das daraus entstandene Bild des Saturnnebels zeigt viele komplexe Strukturen, darunter eine elliptische innere Schale, eine äußere Schale und einen Halo. Es zeigt auch zwei zuvor aufgenommene Ströme, die sich von beiden Enden der Längsachse des Nebels erstrecken und in hellen Ansae (lateinisch für „Henkel“) enden.
Faszinierenderweise fand das Team auch eine wellenartige Struktur im Staub, die noch nicht vollständig verstanden ist. Der Staub ist zwar über den ganzen Nebel verteilt, aber es gibt einen deutlichen Rückgang in der Staubmenge am Rand der inneren Schale, wo es scheint, als würde er dort zerstört. Für diesen Prozess kommen mehrere Mechanismen in Frage. Die innere Schale ist im Wesentlichen eine sich ausdehnende Druckwelle, die möglicherweise die Staubkörner zerstört oder für einen zusätzlichen Erhitzungseffekt sorgt, der den Staub verdampfen lässt.
Die Kartierung der Gas- und Staubstrukturen innerhalb der planetarischen Nebel wird dazu beitragen, ihre Rolle im Leben und Tod von Sternen mit niedriger Masse zu verstehen. Außerdem wird sie auch Astronomen dabei behilflich sein, zu verstehen, wie die seltsamen und komplexen Formen planetarischer Nebel zustande kommen.
Die Fähigkeiten von MUSE reichen jedoch weit über die Beobachtung von Planetarischen Nebeln hinaus. Das hochempfindliche Instrument kann auch die Entstehung von Sternen und Galaxien im frühen Universum untersuchen und die Verteilung der Dunklen Materie in Galaxienhaufen im nahen Universum abbilden. MUSE hat auch die erste 3D-Karte von den Säulen der Schöpfung im Adlernebel (eso1518) erstellt und einen spektakulären kosmischen Zusammenstoß in einer nahe gelegenen Galaxie (eso1437) aufgenommen.
Endnoten
[1] Planetarische Nebel sind in der Regel kurzlebig. Der Saturnnebel wird nur wenige Zehntausende Jahre überdauern, bevor er sich so weit ausgedehnt und abgekühlt hat, dass er unsichtbar wird. Der Zentralstern wird dann verblassen, sobald er sich zu einem heißen Weißen Zwerg entwickelt hat.
[2] Das Hubble-Weltraumteleskop von NASA/ESA hatcte zuvor bereits ein spektakuläres Bild des Saturnnebels aufgenommen – aber im Gegensatz zu MUSE kann es nicht für jeden Punkt im ganzen Nebel ein Spektrum liefern.
Weitere Informationen
Die Europäische Südsternwarte (engl. European Southern Observatory, kurz ESO) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch 16 Länder: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO verfügt über drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist außerdem einer der Hauptpartner bei zwei Projekten auf Chajnantor, APEX und ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Auf dem Cerro Armazones unweit des Paranal errichtet die ESO zur Zeit das Extremely Large Telescope (E-ELT) mit 39 Metern Durchmesser, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird.
Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.
Links
- Fotos vom VLT
- Fotos von MUSE
- Pressemeldung zum ersten Licht von MUSE
Kontaktinformationen
Jeremy Walsh
ESO
Garching bei München, Germany
E-Mail: jwalsh@eso.org
Richard Hook
ESO Public Information Officer
Garching bei München, Germany
Tel: +49 89 3200 6655
Mobil: +49 151 1537 3591
E-Mail: rhook@eso.org
Rodrigo Alvarez (Pressekontakt Belgien)
ESO Science Outreach Network
und Planetarium, Royal Observatory of Belgium
Tel: +32-2-474 70 50
E-Mail: eson-belgium@eso.org
Über die Pressemitteilung
Pressemitteilung Nr.: | eso1731de-be |
Name: | NGC 7009, Saturn Nebula |
Typ: | Milky Way : Nebula : Type : Planetary |
Facility: | Very Large Telescope |
Instruments: | MUSE |
Our use of Cookies
We use cookies that are essential for accessing our websites and using our services. We also use cookies to analyse, measure and improve our websites’ performance, to enable content sharing via social media and to display media content hosted on third-party platforms.
ESO Cookies Policy
The European Organisation for Astronomical Research in the Southern Hemisphere (ESO) is the pre-eminent intergovernmental science and technology organisation in astronomy. It carries out an ambitious programme focused on the design, construction and operation of powerful ground-based observing facilities for astronomy.
This Cookies Policy is intended to provide clarity by outlining the cookies used on the ESO public websites, their functions, the options you have for controlling them, and the ways you can contact us for additional details.
What are cookies?
Cookies are small pieces of data stored on your device by websites you visit. They serve various purposes, such as remembering login credentials and preferences and enhance your browsing experience.
Categories of cookies we use
Essential cookies (always active): These cookies are strictly necessary for the proper functioning of our website. Without these cookies, the website cannot operate correctly, and certain services, such as logging in or accessing secure areas, may not be available; because they are essential for the website’s operation, they cannot be disabled.
Functional Cookies: These cookies enhance your browsing experience by enabling additional features and personalization, such as remembering your preferences and settings. While not strictly necessary for the website to function, they improve usability and convenience; these cookies are only placed if you provide your consent.
Analytics cookies: These cookies collect information about how visitors interact with our website, such as which pages are visited most often and how users navigate the site. This data helps us improve website performance, optimize content, and enhance the user experience; these cookies are only placed if you provide your consent. We use the following analytics cookies.
Matomo Cookies:
This website uses Matomo (formerly Piwik), an open source software which enables the statistical analysis of website visits. Matomo uses cookies (text files) which are saved on your computer and which allow us to analyze how you use our website. The website user information generated by the cookies will only be saved on the servers of our IT Department. We use this information to analyze www.eso.org visits and to prepare reports on website activities. These data will not be disclosed to third parties.
On behalf of ESO, Matomo will use this information for the purpose of evaluating your use of the website, compiling reports on website activity and providing other services relating to website activity and internet usage.
Matomo cookies settings:
Additional Third-party cookies on ESO websites: some of our pages display content from external providers, e.g. YouTube.
Such third-party services are outside of ESO control and may, at any time, change their terms of service, use of cookies, etc.
YouTube: Some videos on the ESO website are embedded from ESO’s official YouTube channel. We have enabled YouTube’s privacy-enhanced mode, meaning that no cookies are set unless the user actively clicks on the video to play it. Additionally, in this mode, YouTube does not store any personally identifiable cookie data for embedded video playbacks. For more details, please refer to YouTube’s embedding videos information page.
Cookies can also be classified based on the following elements.
Regarding the domain, there are:
- First-party cookies, set by the website you are currently visiting. They are stored by the same domain that you are browsing and are used to enhance your experience on that site;
- Third-party cookies, set by a domain other than the one you are currently visiting.
As for their duration, cookies can be:
- Browser-session cookies, which are deleted when the user closes the browser;
- Stored cookies, which stay on the user's device for a predetermined period of time.
How to manage cookies
Cookie settings: You can modify your cookie choices for the ESO webpages at any time by clicking on the link Cookie settings at the bottom of any page.
In your browser: If you wish to delete cookies or instruct your browser to delete or block cookies by default, please visit the help pages of your browser:
Please be aware that if you delete or decline cookies, certain functionalities of our website may be not be available and your browsing experience may be affected.
You can set most browsers to prevent any cookies being placed on your device, but you may then have to manually adjust some preferences every time you visit a site/page. And some services and functionalities may not work properly at all (e.g. profile logging-in, shop check out).
Updates to the ESO Cookies Policy
The ESO Cookies Policy may be subject to future updates, which will be made available on this page.
Additional information
For any queries related to cookies, please contact: pdprATesoDOTorg.
As ESO public webpages are managed by our Department of Communication, your questions will be dealt with the support of the said Department.