Pressemitteilung

ALMA macht sich bereit für erste wissenschaftliche Beobachtungen

Mit der ersten europäischen Antenne sind nun insgesamt 16 Antennen in Betrieb

28. Juli 2011

Am 27. Juli 2011 ist die erste europäische Antenne für das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) auf der Hochebene Chajnantor in 5000 Metern Höhe über dem Meeresspiegel in den chilenischen Anden angekommen. Zusammen mit Antennen, die von den anderen internationalen Partnern gebaut wurden, befinden sich jetzt 16 Antennen am ALMA-Standort. Damit ist das Observatorium bereit für den Beginn des wissenschaftlichen Beobachtungsbetriebs.

Die Zahl 16 mag zunächst recht beliebig klingen. Doch ALMA ist ein Verbundteleskop, bei dem die Antennen in genau definierter Weise verschaltet werden, und 16 ist exakt die Anzahl von Antennen, mit denen erste wissenschaftliche Beobachtungen möglich sind. Die Ankunft der 16. Antenne auf dem Betriebsgelände der Antennenanlage (englisch „Array Operations Site“, abgekürzt AOS) ist deswegen ein bedeutender Meilenstein für das Projekt: In Kürze werden die Astronomen mit ALMA ein neues Forschungsfeld eröffnen können.

Die frisch eingetroffene Antenne wurde von dem europäischen AEM-Konsortium [1] im Auftrag der ESO gebaut und dem ALMA-Observatorium nach sechsmonatigen Tests im April diesen Jahres übergeben. Zunächst befand sich die Antenne an der Kontrollstation der Anlage (englisch Operations Support Facility , abgekürzt OSF) auf 2900 Metern Höhe am Fuße der chilenischen Anden. Dort wurde sie mit zusätzlicher Elektronik und hochempfindlichen Detektoren ausgestattet, die mit flüssigem Helium gekühlt werden. Jetzt hat eines der riesigen ALMA-Transportfahrzeuge sie die 28km durch die trockene Wüste von der OSF zum AOS gebracht.

Es ist großartig, dass die erste europäische ALMA-Antenne Chajnantor erreicht hat. Von dieser extrem trockenen Hochebene aus werden die ALMA-Antennen – Meisterwerke der Technik – das Universum erforschen”, sagt Stefano Stanghellini, der Projektmanager für ALMA bei der ESO.

Noch in diesem Jahr  ALMA den wissenschaftlichen Beobachtungsetrieb aufnehmen. Obwohl ALMA zu dieser Zeit noch lange nicht vollständig ist, wird die dann verfügbare Anlage aus 16 Antennen bereits leistungsfähiger sein als alle anderen verfügbaren Teleskope in diesem Wellenlängenbereich. Astronomen aus der ganzen Welt haben fast 1000 Anträge auf Beobachtungszeit während dieser Frühphase des Betriebs gestellt. Das entspricht etwa neunmal soviel Beobachtungszeit, wie voraussichtlich zur Verfügung stehen wird und zeigt, wie groß die Nachfrage der Wissenschaftler nach ALMA bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ist.

Obwohl die Wegstrecke von der OSF zum AOS vergleichsweise kurz ist, bedeutet sie für ALMA doch einen bedeutenden Unterschied. Die enorme Höhe des Plateaus – von der OSF aus noch einmal 2100 zusätzliche Höhenmeter – ermöglicht erst die extrem trockenen Umweltbedingungen, die für Beobachtungen im Millimeter- und Submillimeterbereich entscheidend sind: In einer allzu feuchten Atmosphäre werden die schwachen Signale aus dem Kosmos  schlicht absorbiert.

Für ALMA mag Chajnantor damit der perfekte Standort sein, menschlichen Besuchern bekommen die Höhe und der geringe Sauerstoffgehalt der Luft hingegen weniger gut. Deshalb befindet sich zwar ein technisches Gebäude auf der Hochebene – eines der weltweit höchstgelegenen Bauwerke überhaupt – die ALMA -Mitarbeiter führen allerdings so viele Tätigkeiten wie möglich von der weiter unten gelegenen OSF aus durch. Insbesondere wird die Anlage von dort aus gesteuert.

ALMA wird im Jahre 2013 fertiggestellt werden. Das Observatorium wird dann aus insgesamt 66 hochmodernen Antennen bestehen, die zu einem einzigen leistungsfähigen Teleskop zusammengeschaltet werden können, das Strahlung mit Millimeter- und Submillimeterwellenlängen beobachtet. Mit ALMA lassen sich kühles molekulares Gas und das letzte Echo des Urknalls beobachten. So wird ALMA den Astronomen dabei helfen können, den Ursprung von Planeten, Sternen, Galaxien und sogar des Universums als Ganzes zu untersuchen.

ALMA ist eine internationale Einrichtung, die gemeinsam von Europa, Nordamerika und Ostasien in Zusammenarbeit mit der Republik Chile getragen wird. Bei Entwicklung, Aufbau und Betrieb des Observatoriums ist die ESO zuständig für den europäischen Beitrag, das National Astronomical Observatory of Japan für Ostasien und das National Radio Astronomy Observatory für den nordamerikanischen Beitrag. Das Joint ALMA Observatory übernimmt die übergreifende Projektleitung für den Aufbau, die Inbetriebnahme und den Beobachtungsbetrieb von ALMA.

Von den 66 ALMA-Antennen werden 25 (inklusive der jetzt installierten Antenne) durch die ESO und das AEM-Konsortium von Europa gestellt; weitere 25 kommen aus Nordamerika und 16 aus Ostasien.

Endnoten

[1] Das AEM -Konsortium besteht aus Thales Alenia Space, European Industrial Engineering und MT-Mechatronics.

Weitere Informationen

Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 15 Mitgliedsländer: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist der europäische Partner für den Aufbau des Antennenfelds ALMA, das größte astronomische Projekt überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO ein Großteleskop der 40-Meter-Klasse für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird, das European Extremely Large Telescope (E-ELT).

Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsstaaten (und einigen weiteren Ländern) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg.

Links

Kontaktinformationen

Stefano Stanghellini
ALMA Antenna Project Manager, ESO
Garching, Germany
Tel: +49 89 3200 6570
E-Mail: sstanghe@eso.org

Douglas Pierce-Price
Public Information Officer, ESO
Garching, Germany
Tel: +49 89 3200 6759
E-Mail: dpiercep@eso.org

Peter Habison (Pressekontakt Österreich)
ESO Science Outreach Network und stem & mint e.U. – Space and Science Communications
Vienna, Austria
Tel: +43 676 648 7003
E-Mail: eson-austria@eso.org

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Dies ist eine Übersetzung der ESO-Pressemitteilung eso1127.

Über die Pressemitteilung

Pressemitteilung Nr.:eso1127de-at
Name:ALMA transporters, Atacama Large Millimeter/submillimeter Array
Typ:Unspecified : Technology : Observatory : Telescope
Facility:Atacama Large Millimeter/submillimeter Array

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European ALMA antenna brings total on Chajnantor to 16
European ALMA antenna brings total on Chajnantor to 16
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European ALMA antenna brings total on Chajnantor to 16
European ALMA antenna brings total on Chajnantor to 16
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First European ALMA antenna on its way to Chajnantor
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European ALMA antenna brings total on Chajnantor to 16
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